Theater / Drama

Böse

Drama in zwei Akten

Autor: Florian Wein
Besetzung: Damen 3 / Herren 7
Dauer: 120–150 Min.

Cantus Empfehlung: Anspruchsvolles Eindringen in die Psyche eines Serienmörders! Achtung: Stößt zu einigem Nachdenken an. Für Akteure und Zuschauer empfehlen wir ein Mindestalter von 16.

Ein scheinbar alltägliches Büro entpuppt sich als Innenleben des Serienmörder Marco Friedrich. Die Persönlichkeitsanteile A und B stoßen beim Ausführen der Aufträge/Morde ihres Chefs C an immer härtere Grenzen. Zeitgleich wird in einem Fernsehstudio über die brutaler werdende Mordserie berichtet. Als der völlig durchgedrehte Chef C die Jugendliebe Marcos ermorden möchte, rebelliert A endgültig und die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischen immer mehr.

Ausstattung

„Böse“ hat drei Ebenen:

  1. Das Büro: stellt das Innenleben, bzw. das Gehirn des Serienmörders dar.
  2. Das Fernsehstudio: reale Berichterstattung über die Taten.
  3. Rückblenden/Realität: kurze Szenen aus der Vergangenheit des Täters, bzw. auch die reale Übertragung der Arbeit des Büros auf eine konkrete Tat.

Es wird empfohlen, das Büro als Hauptschauplatz auf der Bühne einzurichten. Das Studio könnte am Rande der Bühne oder sogar auf Zuschauerebene sein. Die Rückblenden können überall stattfinden, während das Geschehen auf den anderen Ebenen „einfriert“ und eventuell auch dunkel wird. Das bleibt der Inszenierung und den Möglichkeiten des Theaters überlassen. Wichtig ist, dass die Trennung der Ebenen beim Zuschauer verständlich ankommt.

Besetzungsliste

A – Der „gute“ Persönlichkeitsanteil (spielt am Schluss auch Marco Friedrich in Person)
B – Der „neutrale“ Persönlichkeitsanteil
C – Der „böse“ Persönlichkeitsanteil

Es wird empfohlen, dass sich A, B und C nicht besonders ähnlich sehen, bzw. auch nicht dieselbe Kleidung tragen. Dennoch könnten alle drei ein gemeinsames Merkmal haben.

Fernsehstudio
Leon Schneider – Moderator
Dr. Sarah Breitenbach – Psychologin
Matthias Janelt – Kriminalhauptkommissar
Ulrike Friedrich – Mutter von Marco
Frau R. – Weibliches Opfer, das entkommen konnte

Rückblenden

  • Marco Friedrich als Kind (etwa neun Jahre alt)
  • Weibliches Opfer – kann durch selbe Schauspielerin wie Frau R. dargestellt werden, da sich das Opferprofil stets wiederholt
  • Marco Friedrich – Serienmörder, circa 25 Jahre alt (zunächst mit nicht erkenn¬barem Gesicht, am Schluss der gleiche Schauspieler wie A)

In den Rückblenden-Szenen sollte Marcos Gesicht nicht zu erkennen sein – in der Schlussszene ist es der gleiche Schauspieler wie A. Sie brauchen für Marco Friedrich also insgesamt zwei Darsteller, da in einer Szene Marco und A gleichzeitig auftreten.

Ausführliche Synopsis

Die Bühne zeigt zunächst eine scheinbar alltägliche Büro-Atmosphäre. Zwei Männer („A“ und „B“) arbeiten an ihren PCs und mokieren sich über ihren Chef („C“). Die beiden reden über sein immer wunderlicher werdendes Verhalten. Während A sich dabei äußerst irritiert und besorgt zeigt, will B einfach nur das tun, was ihm aufgetragen wird.

Als der Chef ins Büro stürmt, wird klar, dass er kein gewöhnlicher Vorgesetzter ist. Er verhält sich äußerst merkwürdig und scheint die Kontrolle verloren zu haben. Seine Maxime, sein Firmenziel, lautet: ‚Den größtmöglichen Gewinn schöpfen wir stets aus der Übernahme der vermeintlich Schwächeren.’ Dem ordnet er alles unter. Mit für den Zuschauer kryptischen Befehlen sollen A und B den nächsten Auftrag erledigen.

In der folgenden Szene verwandelt sich ein Teil der Bühne in ein Fernsehstudio. Moderator Leon Schneider hat dazu Kriminalhauptkommissar Matthias Janelt zu Gast. Thema ist eine Mordserie, deren Aufklärung der Polizei große Probleme bereitet. Nun wird dem Betrachter klar: A, B und C sind die verschiedenen Persönlichkeitsanteile des Mannes, der drei junge Frauen ermordet haben soll. Während auf der Bühne das Fernsehstudio in der Realität über die Morde berichtet, vermitteln die Personen im Büro einen Eindruck darüber, was sich im Kopf des Serienmörders abspielt. Kriminalist Janelt schildert die erste Tat: Ein junger Mann erdrosselt eine Tankstellenverkäuferin und raubt sie anschließend aus. In einer Rückblenden-Szene erfährt der Zuschauer, dass der Täter stark alkoholisiert war und nicht bezahlen konnte. Die Frau an der Kasse löste in ihm versteckte Aggressionen aus, die ihn schließlich zur Tat provozierten. Die Polizei tappt noch im Dunkeln. Janelt berichtet von zwei weiteren Morden, die beide im Stadtpark passiert seien. In einer weiteren Rückblende sieht der Zuschauer, wie der Täter einer jungen Joggerin auflauert. Sie wird schließlich – für den Zuschauer nicht sichtbar – erdrosselt, vergewaltigt und ausgeraubt. Bei der jüngsten Tat – die, die A, B und C in der ersten Szene darstellten – überraschte der Mörder sein Opfer auf einer Parkbank, zerrte sie ins Gebüsch, erdrosselte sie, verging sich an ihr, raubte sie aus und ließ sie liegen.

A und B bekommen einen neuen Auftrag. A ist sehr geschockt, als ihm klar wird, dass C das nächste Opfer nach Hause bringen und dort ermorden will. Während A immer mehr Skrupel bekommt, geht B weiter unbeeindruckt seiner Arbeit nach. B kann A jedoch schließlich überreden, diesen Auftrag auszuführen. C will bei der Entführung des Opfers nicht dabei sein. A und B sollen die Frau in ihrer hauseigenen Garage überraschen und mitnehmen. Doch es geht etwas schief: Das Opfer wehrt
sich heftig und A und B sind sich nicht einig, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Ungewollt stirbt die junge Frau an Ort und Stelle. B möchte sie nach Hause mitnehmen, A weigert sich. Die Folge ist, dass das Opfer vor der Garage liegen bleibt.

Im Fernsehstudio wird die neueste Tat beleuchtet. Dazu ist auch die Psychologin Dr. Sarah Breitenbach zu Gast. Doch ihre Einschätzung zur Psyche des Täters wird von Kommissar Janelt sehr argwöhnisch aufgefasst. Sie mutmaßt, dass der Mörder gefasst werden möchte und dass er – eine zerrissene Persönlichkeit – innerlich zu
kämpfen hat. Während der erste Mord eher zufällig und aus Geldnot begangen worden sei, habe der Täter nach und nach gemerkt, dass er seine tief verborgenen Bedürfnisse auf diese Weise befriedigen könne.

Als C erfährt, dass A und B den Auftrag nicht erfolgreich erledigt haben, rastet er komplett aus. B fällt A in den Rücken und schiebt ihm die Schuld zu. A versucht es bei C mit Vernunft, scheitert aber. C gibt A mit einem neuen Auftrag eine letzte Chance, in der „Firma“ eine Zukunft zu haben.

In einer erneuten TV-Sondersendung erscheint überraschend Ulrike Friedrich, die Mutter des mutmaßlichen Serienmörders. Sie räumt vor laufender Kamera ein, dass
wohl ihr Sohn Marco hinter den Taten stecken müsse. Begleitet wird sie von Kriminalhauptkommissar Janelt, der sie dazu bringt, einen Appell an ihren Sohn zu richten, sich zu stellen. In der Gesprächsrunde räumt sie dann ein, dass Marco Schlimmes getan haben muss. Sie glaubt, die Gründe dafür bei seinem Vater und bei einer gewissen Cassandra auszumachen. Marcos Vater hat ihn offensichtlich häufig geschlagen. In Cassandra war Marco unsterblich verliebt – die Beziehung ging allerdings in die Brüche. Außerdem erfährt der Zuschauer, dass Marco in seiner Lehre bereits nach der Probezeit wegen verschiedener Unstimmigkeiten wieder entlassen wurde. Wo sich Marco derzeit aufhält, weiß auch seine Mutter nicht.

Szenenwechsel ins Büro. Nun wird klar, dass sich C als nächstes Zielobjekt eben diese Cassandra ausgewählt hat. Sie soll stellvertretend für alle seelischen Qualen stehen, die Marco erlebt hat. Wahnhaft macht sich C schließlich über Cassandra her. A versucht verzweifelt, B dazu zu bringen, C umzustimmen. Schließlich schafft er es, indem er ihn erinnert, wie verliebt die beiden in Cassandra waren, C ihnen aber einen Strich durch die Rechnung gemacht habe. Die Liebe solle sich nicht vom Hass
verdrängen lassen. C schleppt die inzwischen überwältigte Cassandra schließlich in ein einsames Gartenhaus. B fasst sich ein Herz und zieht den Hauptstecker im Büro. Alles wird dunkel und die Rechner gehen aus.

Im Fernsehstudio versuchen Leon und Sarah weiterhin mehr über Marco zu erfahren. Ulrike berichtet von Mobbing in der Schule. Außerdem sei ein Kindheitserlebnis für Marco zu einem Schlüsselmoment geworden: Als sich sein Hamster Mister Muck verletzte, empfahl ihm sein Vater, das Tier zu töten. Völlig irritiert wollte sich der Junge Rat bei seiner Mutter holen. Ulrike, von der Situation überfordert, empfahl ihm schließlich, das zu tun, was sein Vater ihm gesagt habe. Daraufhin zerschmetterte Marco den Hamster mit einer Tischplatte. Dr. Breitenbach geht nun auch davon aus, dass dieses Ereignis das entscheidende Schlüsselerlebnis in Marcos Leben war. Janelt wartet schließlich mit einer weiteren, schockierenden Neuigkeit auf: Cassandra sei verschwunden. Die Polizei suche sie fieberhaft.

Im Büro erwacht C. Er schaltet den Strom wieder ein. Ihm wird klar, dass er die Kontrolle im Büro selbst steuern kann. Nun überschlagen sich die Ereignisse. C schlägt A im Streit bewusstlos. B gibt sich C gegenüber loyal, schiebt die Schuld wieder auf A und gewinnt erneut Cs Vertrauen.

Im Fernsehstudio erscheint Überraschungsgast Frau R., die sich entschlossen hat, darüber zu sprechen, dass sie vor einem Jahr vergewaltigt wurde. Schnell wird klar, dass auch hier die Indizien auf Marco Friedrich als Täter hindeuten. Für Ulrike ist das alles zuviel. Sie muss von Janelt aus dem Studio gebracht werden. Schließlich die unvorhersehbare Wendung: Marco ruft persönlich beim Sender an.

Einblendung: Als der Auftrag „Cassandra“ mit einer Tischplatte zu Ende gebracht werden soll, erwacht A. A und B verbünden sich gegen C und überwältigen ihn.

Marco spricht auf eigenen Wunsch am Telefon während der laufenden Sendung mit Leon und Ulrike. Dabei zeigt sich, dass Leon ihn früher in der Schule gemobbt hatte. Viel schwerer aber wiegen seine Worte an die Mutter. Marco ist klar geworden, dass sie die Wurzel allen Übels ist. Als er diesen Hamster getötet hatte, stellte er sich ihren Kopf auf dem Körper des Hamsters vor. Abbruch. Szenenwechsel.

Marco erscheint im Studio und will sich offensichtlich für alles rächen. Als er den Kapuzenpulli abnimmt, wird schließlich klar, dass Marco A ist. Der Zuschauer kann kaum mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden. Parallel dazu kann sich im Büro der zuvor gefesselte C losreißen. Marco geht drohend auf Leon und Ulrike zu.

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