Just Live | Cantus Theaterverlag
Histotainment, Pandemiekompatible Theaterstücke, Theater / Drama

Just Live

Autor: Martin Umbach
Besetzung: Damen 1 / Herren 2
Dauer: 120–150 Min.
Jeremias, ein jüdischer Autor, hat sich vor einigen Jahren in einem leer stehenden Hotel in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Hitler-Berghofs am Obersalzberg eingenistet, um hier ein Monumentalwerk über die SS und ihre historischen, ideologischen und (schwarz-) magischen Hintergründe zu verfassen.
Da erscheint Sarah, eine Schauspielerin im Karrieretief, und erklärt, die Erbin des heruntergekommenen Anwesens zu sein. Nach und nach enthüllt ihr Jeremias die Geheimnisse, die sich hier verbergen. Schließlich behauptet er, dass es eine bisher unentdeckte Verbindung zwischen dem Keller des Hotels und dem Tunnel- und Bunkersystem des Obersalzberg gebe, und dass dort eine erhebliche Menge des Nazi-Raubgoldes liege, nach dem in all den Jahrzehnten vergeblich gesucht worden war.

In mehreren Reprisen, die zum gleichen Zeitpunkt neu einsetzen, sich aber jeweils anders entwickeln, wächst zwischen dem in seiner Einsamkeit und Ernsthaftigkeit vergrabenen Jeremias und der lebenszugewandten, aber irgendwie standpunktlosen Sarah eine spröde Anziehung.

Überraschend taucht mitten in der Nacht auch noch Gerald auf. Er ist Sarahs Lebensberater und „Coach“. Mit seinem von neo-heidnischen und antisemitischen Elementen durchzogenen Erlösungs-Konzept des “ JUST LIVE!“ will er Jeremias aus der Entscheidung, was mit dem sagenhaften Goldschatz zu geschehen habe, verdrängen und alleiniger Nutznießer des Vermögens werden. Mit seiner Hilfe beabsichtigt er, seine Coaching-Firma – JUST LIVETM – auf Weltniveau zu heben. Gerade hier, an diesem belasteten Ort in der herrlichen Bergnatur, will er sein Hauptquartier errichten.

Jeremias hält Geralds gezielte Provokationen nicht mehr aus und will ihn mit Waffengewalt vertreiben. Gerald, körperlich weit überlegen, entwindet ihm die Waffe. Ein Schuss fällt. Ende des ersten Teils.

Als der Morgen anbricht, erleben wir zwei einander in der „normalen“ Wirklichkeit ausschließende Varianten dessen, was weiter geschehen ist: einmal ist es Jeremias, der (fast) tödlich getroffen wurde und Gerald ist obenauf, bestrebt seine Allmachtsphantasien nunmehr zu realisieren; und einmal hat der Schuss Gerald getroffen und die Auseinandersetzung zwischen Jeremias und Sarah darüber, was mit dem Erbe der Nazi-Mörder geschehen soll, (ruhen lassen? „umwandeln“?) nimmt einen ganz anderen Verlauf.

Schließlich treffen die beiden Toten und/oder Überlebenden wieder aufeinander und erneut kommt die Schusswaffe ins Spiel. Diesmal aber ist es Sarah, die tödlich getroffen wird. Jetzt erst verstehen wir vollständig, dass die ganze Handlung aus der Perspektive der bereits Verstorbenen gesehen war und dass sie durch ihr Nicht-Handeln (worüber sie schon in einer Einleitungssequenz räsoniert) die Katastrophe erst heraufbeschworen hat.

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