Pas des deux | © John Hain | Cantus Theaterverlag
Theater / Drama

Pas des deux

Drei kleine Stücke für gutmütige Theater

Autor: Tatjana Moskwina, Julia Kunze
Besetzung: Damen 3 / Herren 3
Dauer: 120–150 Min.
UA: 2004 Moskau

Cantus Empfehlung: Wandlungsfähige Schauspieler können in allen drei Stücken spielen.

„Das Stück heißt „Pas des deux“, weil es formal aus drei inhaltlich voneinander unabhängigen Dialogen besteht:
– „Scheidung in St. Petersburg“
– „Die Liste der Schilkins“
– „Biskuit gelingt nicht, wenn man schlechte Laune hat“
  1. „Scheidung in St. Petersburg“: Ein notorischer Frauenheld besucht nach seiner sechsten Scheidung seine alte Studienfreundin, um sich bei ihr auszuweinen. Doch diese hat selbst mehr als genug Kummer mit heranwachsender Tochter, nichtsnutzigem Ehemann, hysterischer Mutter, stressigem Beruf und null Liebesleben seit vielen Jahren.
  2. „Die Liste der Schilkins“: Ein neureicher Russe stellt die Gästeliste für die Feier seines 50. Geburtstags zusammen. Dabei bekommt er Streit mit seiner Frau, da er weder Mutter noch Sohn noch alte Freunde und schon gar nicht ihre Verwandten einladen will.
  3. „Biskuit gelingt nicht, wenn man schlechte Laune hat“: Ein Konditor aus der Provinz versucht mit selbstgemachtem Biskuit, einer vom Leben enttäuschten mäßig begabten Dichterin den Tag zu versüßen.

Zusammengehalten werden diese Episoden durch die typische St. Petersburger Atmosphäre, durch die Erkenntnis, dass die Jugend – das einzige Talent, das man je hatte – vergangen ist und mit ihr auch Träume und Hoffnungen, sowie durch Lieder des St. Petersburger Liedermachers Wladimir Moskwin (Vater der Autorin). So kann man vermuten, dass alle dargestellten Personen – die erfolgreichen Karrieremenschen, die erfolglosen Träumer und die alkoholisierten Künstler – früher auf den gleichen Partys gefeiert und die gleichen Lieder gesungen haben.“ (Kommersant, 23. Nov. 2004)

Ausstattung

  1. Ein Zimmer in einer Wohnung
  2. Das Wohnzimmer eines luxuriösen Landhauses
  3. in einer billigen Bar
    – auf der Straße
    – in einem Geschäft
    – in einer Künstlerwohnung

Besetzungsliste

Nr. 1
LUSJA: Rollenalter etwa Mitte bis Ende 40, von Beruf Leiterin eines Kulturhauses, einer Art Volkshochschule. Durch ihre offensive Öffentlichkeitsarbeit und die gut besuchten Kurse ist sie in der ganzen Stadt bekannt. Zuhause wird sie dagegen von ihrer herrischen Mutter tyrannisiert, die sich lautstark in alles einmischt. Um ihre fünfzehnjährige Tochter und um den Lebensunterhalt kümmert sich Lusja allein. Ihr Mann hat sich vor vielen Jahren in sein Zimmer verkrochen, um dort angeblich ein Buch zu schreiben. Vor zehn und vor fünf Jahren hatte Lusja kurze Affären, davon abgesehen ist ihr Liebesleben nicht vorhanden. Sie leidet unter ihrem schwierigen Privatleben, findet aber nicht die Kraft, etwas zu ändern.
SASCHA: Rollenalter etwa Mitte bis Ende 40, von Beruf Gitarrist und Liedermacher. Trotz zahlreicher Kontakte in der Musikwelt und einiger guter Engagements lebt er von der Hand in den Mund. Zu seinem finanziellen Ruin hat auch seine jüngste Scheidung beigetragen (die sechste!). Er ist sehr dem Alkohol und den Frauen zugetan. Dabei fehlt ihm das Unterscheidungsvermögen, wie viel bzw. wer gut für ihn ist.

Nr. 2
BORIS SCHILKIN: Rollenalter 49 Jahre, hoher Beamter in der Stadtverwaltung, der es durch Annahme von Bestechungsgeldern zu Statussymbolen wie Landhaus und Swimming-pool gebracht hat. Seine alten Freundschaften und auch Familienbande sind dabei auf der Strecke geblieben. Für ihn zählt nur noch Geld, Einfluss und Postengeschacher, um das Erreichte zu halten und auszubauen.
EWA SCHULKINA, geborene Szepalska: Rollenalter nicht angegeben, seit 15 Jahren mit Boris verheiratet, sieht deutlich jünger aus als sie ist. Sie stammt aus Polen und arbeitet gelegentlich als Übersetzerin. Sie ist nicht besonders fleißig und schreckt davor zurück, selbst ihren Lebensunterhalt verdienen zu müssen. Dafür schätzt sie den Lebensstandard und das viele Geld, das Boris ihr bietet. Im Gegensatz zu ihm hat sie menschliche Werte wie Freundschaft und Familie noch nicht vergessen. Sie leidet unter seiner Gefühllosigkeit und hat einen gewissen Stolz, trotzdem ist fraglich, ob sie Boris wirklich verlassen wird.

Nr. 3
MISTER X: Rollenalter Mitte bis Ende 40, Konditor aus einer Provinzstadt, der gerade in St. Petersburg an einem Konditoren-Wettbewerb teilnimmt und diesen am Ende gewinnt. Er ist fröhlich und optimistisch und hat erkannt, dass diese Charaktereigenschaften wesentlich zum Gelingen seines Backwerks beitragen. Er fühlt mit Reginas Unglück mit, lässt sich aber nicht voll mit hineinziehen. Er sucht immer nach einer positiven Sichtweise und findet sie auch.
REGINA: Rollenalter 52 Jahre. Eine unter Pseudonym lebende mäßig begabte Dichterin, die weder im Beruf noch im Privatleben Erfolg gefunden hat. Aus Rache für gescheiterte Ehen lässt sie ihre Alkoholsucht von Männern finanzieren, die sie zufällig in der Bar trifft. Sie sieht alles negativ und neigt zu Selbstmordplänen. Erst der Biskuitkuchen, den Mister X ihr hinterlässt, hellt ihre Stimmung wieder auf.

Weitere Informationen

2004 war das Stück unter den Preisträgern des Wettbewerbs für zeitgenössische Bühnenschriftstellerei „Dejstwujuschtschije liza:
„Das Stück „Pas des deux“ der professionellen Filmkritikerin Tatjana Moskwina überzeugte die Jury gerade durch die modernen und freien Dialoge. Es bietet, was vielen anderen Stücken fehlt: Eleganz.“

Pressestimmen

“Wie im Theater „Schkola sowremennoj pjecy“ (Schule des zeitgenössischen Theaters) Moskauerinnen blasse St. Petersburgerinnen spielen
Ach Gott, wie soll man bloß erklären, was der Unterschied zwischen einer Leningraderin / St. Petersburgerin und einer Moskauerin ist? Kann man mit Worten vermitteln, was ständige Feuchtigkeit heißt, Smog, 31 Sonnentage im Jahr, Geldnot und hochgeklappte Brücken? Feuchtigkeit und Smog sorgen für morgendliche Augenringe, während die stille Gereiztheit angesichts eines Lebens ohne Sonne eine leise, unauslöschliche Depression über alles legt und die Angst, zu spät an der Brücke zu sein, zu dieser angespannten Wachsamkeit führt: Bloß die Zeit nicht verpassen, sonst sind die Brücken hochgeklappt …

Die Tücken des öffentlichen Nahverkehrs, karge Löhne, Spleens… Das Leben in dieser Großstadt, die nur für Schwindsüchtige und Schwermütige eine passende Umgebung sein dürfte, sorgt dafür, dass die St. Petersburgerinnen weder den Glamour noch die glatte Haut der Moskauerinnen haben. Ihre Augenringe bekommt auch das beste Bildbearbeitungsprogramm nicht weg, und wenn doch, ist das Ergebnis keine St. Petersburgerin mehr… In Moskau findet man sachliche Geschäftigkeit, in St. Petersburg echte Anteilnahme. In Moskau zählt Erfolg, in St. Petersburg Reflexion. Vielleicht liegt es an unseren „weißen Nächten“, dass es bei uns keine Stars und Sternchen gibt, diese nächtlichen Leuchtkörper in den wimmelnden Metropolen. Stars beiderlei Geschlechts sind am Moskauer Sternenhimmel sofort zu erkennen. In St. Petersburg muss man die Frauen lange suchen, bis man sie in der nebligen Dunkelheit ausmachen kann, und sich dann erst mal an ihre blasse Schönheit gewöhnen, die von der ewigen Feuchtigkeit förmlich herausgewaschen wurde. In Moskau springen faltenfreie Models aus der Limousine direkt aufs Werbeplakat, während bei uns jede Passantin eine dahinschwindende tragische Heldin zu sein scheint.

Das ist komisch. Und für dieses Komische und Berührende hat Tatjana Moskwina, Theater- und Filmkritikerin und Essyistin, ein hervorragendes Gespür. Dies beweist sie in ihrem aus drei Einaktern bestehenden Theaterstück „Pas des deux“. Die St. Petersburgerin Moskwina hat ein leichtes Stück voll St. Petersburger Stimmung, mit großen Bildern und kleinen Pausen geschrieben. Es muss fließend gespielt werden, um dem aus der Ballettwelt entliehenen Titel gerecht zu werden.“
Rossijskaja Gaseta, 3. Dez. 2004

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