Dunkle Triebe
Autor: Manuel Maria BergerBesetzung: Damen 3 / Herren 4
Dauer: 120–150 Min.
UA: 27.2.2009, Theater an der Universität, Regensburg
DE: 27.2.2009, Theater an der Universität, Regensburg
Cantus Empfehlung: Einzigartig wird das Stück durch die Sprache, welche Sehnsucht nach Ordnung und Ästhetik ausdrückt und in dieser Form im modernen Theater eigentlich nicht mehr existiert. Geeignet für junge Erwachsene ab 16 Jahren.
Ausstattung
Empfohlene Requisiten: Stühle, Tische, Schweineherzen und ein Messer.
Besetzungsliste
- Aurora Raban – Eine junge Erwachsene mit ungepflegten und zerlumpten Erscheinungsbild, hinter dem sich allerdings eine schöne und gebildete Frau versteckt. Aurora wird von Stimmungsschwankungen geschüttelt und wirkt durch jahrelange Isolation oft nahezu Geisteskrank.
- Freiherrin Katharina von Erl – Korpulente Frau mittleren Alters von standesgemäßer Erscheinung. Katharina ist hin und her gerissen zwischen Hass und Schuldgefühlen. Ihrem Sohn gegenüber eine gluckenhafte Mutter zwischen paranoider Überbehütung und exzessiver Einmischung.
- Maria – Schöne, junge Magd mit selbstbewusstem Auftreten. Maria ist fromm und verkörpert die Tugenden der Zeit.
- Eos Raban – Ein junger Erwachsener von schlaksiger Gestalt. Eos ist umweht von einem Hauch von Wahnsinn und schlägt sich listig und doch auch naiv durch sein von Gewalt beherrschtes Leben.
- Eugen von Erl – Der gutaussehende Freiherr von Erl ist musterhaft und verkörpert das männliche Ideal seiner Zeit.
- Heinrich Raban – Grausamer Mann mittleren Alters, der als frömmelnder Tyrann über seinen Hof herrscht.
- Leiba – Entstellt Knecht, der Vergeltung für den Mord an seiner Herrin sucht. Leiba ist die einzige Bezugsperson für die Raban Zwillinge.
Ausführliche Synopsis
Akt I
Aurora und Eos sind das orientierungslose Zwillingspaar, Mistviecher statt hoffnungsvolle Morgenröte. Isoliert auf dem Gut des Vaters, eines frömmelnden Tyrannen, suchen die beiden nach Liebe und Geborgenheit. Die aber wird Ihnen von Heinrich versagt. Grund dafür sehen sie in ihrer – vom Vater vorgeworfenen – Herzlosigkeit. In Ihrer eigenen, von Gewalt geprägten Welt gefangen, verstehen sie das zu wörtlich. So gilt es einen neuen Muskel zu besorgen. Als der erste Versuch mit einem Taubenherz scheitert, versuchen Eos und Aurora sich an größerem. Derweil kommt die seelengute Maria auf den Hof. Eine junge Magd, die sofort Heinrichs Interesse auf sich zieht. Beim Schafe hüten begegnet die allerdings dem jungen Freiherren. Schnell bahnt sich eine Liebesgeschichte an. Doch die fehlende Achtsamkeit nutzt Eos, um ein Schaf aus der Herde zu stehlen, um dessen Herz seiner Schwester zu präsentieren. Heinrich, mächtig wütend über den Verlust seines Schafes und vor allem darüber, dass seine eigenen Chancen bei Maria schwinden, versucht die Magd ebenfalls auf seinem Hof zu isolieren. Eos nutzt die Wirren um gekonnt seine Intrigen zu spinnen, den auch er hat einen Blick auf die tugendhafte Maria geworfen. Einzig Leiba, der entstellte Knecht der verstorbenen Mutter, versucht den Hof zusammen zu halten.
Akt II
Als der junge Freiherr Eugen seiner Mutter von seinen Absichten berichtet, ist die Glucke gar nicht erfreut. Sollte doch der Hochwohlgeborne standesgemäß heiraten. Besonders eine Magd von Heinrich Rabans Hof – deren Frau Mara sie aus Eifersucht auf den Scheiterhaufen brachte, missfällt der alten Katharina. Derweilen zerstreiten sich Eos und Aurora, da das Herz des Schafes nicht umgehend den gewünschten Erfolg zeigt. Um Maria vor Eugen abzuschirmen, schickt Heinrich Aurora zum Schafe hüten auf die Weide. Erstmals außerhalb des Hofes begegnet die dem jungen Freiherren, der ihr mit Freundlichkeit und Charme begegnet. Angetan von dem Adeligen verleumdet sie Maria. Überwältigt von den neuen Möglichkeiten, bereut Aurora ihr Verhalten Eos gegenüber, da das Schafsherz scheinbar gewirkt hat. Der Bruder wurde währenddessen von Leiba zu Vernunft gebracht und so versöhnen sich die Geschwister wieder. Gerade in der harmlosen Umarmung – der Versöhnung wegen – verharrend, poltert Heinrich herein. Sichtlich angewidert von der unchristlichen Nähe seiner Kinder greift er die Beiden an. Doch zusammen schaffen es Aurora und Eos sich gegen den Vater zu wehren und ihn zu manipulieren. Inzwischen zerwirft sich Eugen mit Maria. Gerade als Eos all seine Ziele greifbar sieht, durchschaut die fromme Magd seine Intrige.
Akt III
Im Zwiespalt mit seinem Verhalten kehrt Eugen abermals zurück zum Hof der Rabans. Dort sucht er die Wahrheit im Gespräch mit Maria. Die Magd versichert ihm ihre Unschuld. Als der junge Freiherr dann auf Aurora trifft, die ihrerseits keinen Hehl aus ihren unchristlichen Absichten macht, beschließt Eugen Maria im Geheimen zu heiraten, um die Entscheidung seiner Mutter zu trotzen. Unter dessen zitiert die Freifrau Katharina Heinrich zu sich. Der jetzt von seinen Kindern geblendete Heinrich verteidigt seine Kinder vor der Adelsfrau, die aber befiehlt ihm, seine Brut von ihrem Sohn fernzuhalten. Von Eugen und Maria zurück gewiesen trösten die Zwillinge einander mit einer gemeinsamen Nacht.
Akt IV
Heinrich fällt in seine alten Muster. Seinen Gewaltausbruch bekommt dieses Mal jedoch Maria zu spüren. Als diese bewusstlos am Boden liegt, sieht sich Heinrich versucht sie zu entehren. Erbost über den bloßen Gedanken daran, eilt er zu den Zwillingen. Gibt er doch Ihnen die Schuld für sein Verlangen. Aber diese setzen sich zur Wehr. Am Ende beschuldigt der Vater seine Kinder abermals der Herzlosigkeit. Aurora ist zornig über die Fehlbarkeit ihres Bruders. Zusammen schmieden Sie den Plan ein menschliches Herz zu rauben. Marias Herz soll es sein. Unterdessen bedroht Leiba, der die Zwillinge erzogen hat, Katharina. Er will Vergeltung für den Mord an seiner Herrin. Doch dies soll nicht durch seine Hand, sondern durch die Hand der Zwillinge geschehen. Danach eröffnet Eugen Katharina, dass er Maria geheiratet hat. Die Freifrau droht ihm mit Verbannung und der Aberkennung seines Titels. Eugen unterrichtet Maria von der Härte seiner Mutter. Doch der ist Titel und Ansehen egal. So wollen die Beiden zusammen fliehen. Eos bietet Eugen scheinbar seine Hilfe an und verspricht Marias Hab und Gut zu den Beiden zu bringen. Doch insgeheim möchtet er Eugens Herz seiner Schwester servieren. Um seine Pläne umzusetzen erbietet er Leibas Hilfe.
Akt V
Eugen teilt seiner Mutter die Entscheidung mit und will sich verabschieden. Die Freifrau bekniet ihren Sohn bei Ihr zu bleiben. Doch der lässt sich davon nicht beirren. Eos und Aurora bereiteten währenddessen die Ermordung Marias vor – so zumindest glaubt Aurora. Das menschliche Herz soll sie für immer von ihrem lieblosen Leben befreien. Nachdem sich Eos für die Tat verabschiedet eilt Aurora zu Heinrich. Da sie alleine ist will der Gutsherr die Gunst der Stunde nutzen und seine Tochter schlagen. Die allerdings verspottet und provoziert ihren Vater solange, bis dieser einen Schlaganfall bekommt. Nun selbst gezeichnet soll er zu einem ebenso einsamen und isolierten Leben verurteilt sein, wie seine Kinder dies einst waren. Als Eugen auf die Weide eilt, um Marias Sachen zu holen, trifft er auf Leiba. Der Knecht verwickelt den jungen Freiherren in einen Kampf. Gerade als Eugen Leiba den Todesstoß versetzt, wird er von Eos niedergeschlagen. Euren findet sich gefesselt auf einem Stuhl vor einer Tafel wird. Nach einem kurzen Wortwechsel schneidet Eos ihm das Herz heraus. Den Muskel serviert er Aurora, die ihrerseits denkt, sie würde Marias Herz verspeisen. Als die Magd dann allerdings herein stürmt und den toten Körper ihres Gatten – welcher nur durch ein Tuch verdeckt vor Aurora saß – findet, fühlt sich diese verraten. Der Ärger währt nicht lange, denn die Magd nimmt Rache und erwürgt im Eifer Aurora. Als Eos, der um sich zu waschen wiederkehrt, findet er seine tote Schwester und die am Boden zerstörte Maria vor. Als die Magd sich selbst der Herzlosigkeit bezichtigt, fängt das Spiel von vorne an.
Szenenaufbau: Durch den schnellen, comicartigen Wechsel der Szenen ist das Bühnenbild im gesamten Stück schlicht zu halten. Nur einige raumcharakterisierenden Requisiten oder Lichtstimmungen, die schnell platziert werden können, geben dem Zuschauer eine Ahnung von der aktuellen Örtlichkeit. Dabei ist das Bühnenbild immer düster zu halten. Hauptaugenmerk liegt auf den Darstellern und der Sprache.
Pressestimmen
„Auf der Bühne wird geliebt, geprügelt und gemordet – alles ist drastisch, realitätsnah“
Mittelbayerische Zeitung 1. März 2009