Theater / Drama

Samyaza

Autor: Manuel Maria Berger
Besetzung: Damen 6 / Herren 7
Dauer: 120–150 Min.
UA: 8.Februar 2010. Theater an der Universität. Regensburg.
DE: 8.Februar 2010. Theater an der Universität. Regensburg.

Cantus Empfehlung: Das Theaterstück kommt im Gewand großer Dramen daher, verarbeitet aber die Probleme der heutigen Zeit. Ab 16 Jahre.

Welches Schicksal steckt hinter einer verbotenen Liebe in einer Welt voller moralischer Zweifel und religiös fanatischen Grenzen? Diese Frage stellt sich der Wächterengel Samyaza im gleichnamigen Stück von Manuel Maria Berger. Samyaza verliebt sich in Ada, eine von Kains Töchtern, doch statt seine Liebe von der Ferne anzuschmachten, bricht er mit Gottes Gesetzen. Was als heimlich, harmlose Liebesgeschichte beginnt, zieht allerlei Querelen, Missgunst und Intrigen nach sich und endet schließlich in Tod und Sintflut.

Ausstattung

Empfohlene Ausstattung: Diverse Scheinwerfer und Bühnenteile, die es erlauben, einen Berg zu bauen. Eine Weichbodenmatte bzw. mehrere Matratzen für den Sprung am Ende.

Besetzungsliste

  • Ada – Die junge, schöne Frau ist die älteste von Kains Töchtern. Sie ist selbstbewusst und beherzt und hat einzig Augen für Samyaza.
  • Haikal – Die vermeintlich geisteskranke und jüngste Tochter Kains wirkt zerlumpt und ungepflegt, ist aber hinter der Fassade die schönste von Kains Töchtern, was aber niemand zu Kenntnis nimmt. Sie spricht wirr, ist aber die einzige, die Gottes Stimme hört.
  • Lilith (die Nächtliche) – Die erste Frau Adams ist schön und selbstbewusst. Sie ist Lucifers Gefährtin und als einzig unsterblicher Mensch auf Erden vergnügt auch sie sich mit Intrigen.
  • Kelilah – Eine der Töchter des Kains. Sie ist von korpulenter Gestalt und eine alberne junge Frau, die nur Wein, Tanz und die Wächterengel im Sinn hat.
  • Lea – Eine der Töchter des Kains ist von schlaksiger Figur und kantigem Gesicht. Sie ist wie Ihre Schwestern den Engeln zugetan.
  • Rahel – Eine der Töchter des Kains ist eine sehr kleine junge Frau. Ebenso wie Ihre Schwestern leichtfertig und den Engeln zugetan.
  • Samyaza – Der Anführer der Wächterengel ist von schöner Gestalt. Samyaza ist verwegen und impulsiv, aber auch gütig. Zerrissen zwischen seinen eigenen Wünschen und den Geboten Gottes versucht er seinen Platz zu finden.
  • Asasel – Der Wächterengel und rechte Hand Samyazas ist ein knochiger und unförmlicher Engel, der von Woll- und Kriegslust getrieben sich nur schwer an seinen Aufgaben orientieren kann.
  • Erzengel Gabriel (der Held Gottes) – Ist einer der vier Erzengel und von androgyner Gestalt. Er ist überheblich, narzisstisch und verschlagen. Seine Verachtung den Menschen gegenüber ist ebenso groß wie die Lucifers.
  • Lucifer (der Lichtbringer) – Oberster der gefallenen Engel, der seiner tristen Unsterblichkeit mit Intrigen und Zynismus entflieht. Als ältester aller Engel ist er der einzige, der Gottes Pläne versteht.
  • Noach (Herr der Arche) – Ein Mann von kleiner, mickriger Gestalt, der von den Frauen kaum wahrgenommen wird. Er fungiert als ständiger Moralapostel und ist von Neid auf die schönen Wächterengel zerfressen.
  • Erzengel Raphael – einer der vier Erzengel, der stur die vermeintlichen Befehle Gottes ausführt.
  • Erzengel Mikael – einer der vier Erzengel, der stur die vermeintlichen Befehle Gottes ausführt.

Ausführliche Synopsis

Akt I
Lucifer sitzt am Fuße des Berges Armon und suhlt sich im Selbstmitleid. Wurde er doch ganz zu Unrecht vom Himmel geschlagen. Hätten doch die Menschen viel eher sein Schicksal verdient. Als ihn seine Gefährtin Lilith maßregelt und daran erinnert, dass er doch nach Gott die höchste Instanz auf der Welt sein, jagt er sie davon. Kurz darauf trifft der Teufel auf die Töchter des Kain. Diese unter Führung der ältesten Ada waren gerade dabei ihre Geisteskranke Schwester Haikal zu verspotten. Als sich Lucifer zu erkennen gibt bricht Panik aus. Während Ada und Haikal sich dem Beelzebul stellen eilen die anderen davon, um Hilfe in Form der Wächterengel zu holen. Lucifer erkennt Gott in der wirren Haikal, daher versucht er Hand an Ada zu legen. Doch er wird von Samyaza und Asasel unterbrochen. Die beiden Wächterengel spielen sich von den Frauen heldenhaft auf. Doch Lucifer fürchtet die jungen Engel nicht. Gerade als ein Kampf entbrennen könnte schwebt der androgyne Gabriel vom Himmel und unterbricht den Zwist. Der Teufel beugt sich widerwillig der Überlegenheit seiner Gegner. Während sich danach Asasel von den Töchtern Kains feiern lässt, verbringt der oberste Wächterengel Samyaza seine Zeit mit Ada, für die sein Herz schon lange schlägt. Gerade als die Beiden sich näher kommen, werden sie von Haikal unterbrochen. Nach wirren Worten bricht diese Zusammen. Samyaza, von seiner Engelsgüte übermannt, fliegt Haikal zu einem sicheren Ort. Die zurückgelassene Ada wird derweil von Noach überrascht. Auch dieser hat ein Auge auf sie geworfen und daher missfällt ihm ihre Zuneigung zu dem Engel sichtlich. Doch die Töchter des Kain haben nur Spott für den unattraktiven Menschen übrig. Nachdem Samyaza Haikal in Sicherheit gebracht hat, trifft er auf Asasel. Dieser überzeugt ihn davon, die Gesetze Gottes zu brechen. Überzeugt von den Worten seines Gefährten, erkennt Samyaza Ada als sein Weib.

Akt II
Am Morgen danach jammert Noach lautstark über den Verlust der Angebeteten. Als Gabriel dies hört, packt ihn die Wut. Scheint es doch ganz unmöglich, dass Engel Menschen lieben und vor allem Samyaza, denn diesen Engel begehrt Gabriel selbst. Als der Erzengel den Wächter zur Rede stellt und die Wahrheit in Noachs Worten erkennt, versucht er vergeblich Samyaza zurück und für sich zu gewinnen. Verwirrt von Gabriel streitet sich Samyaza darauf mit Ada. Da beide unerfahren sind, suchen sie getrennt voneinander rat bei Lilith und Lucifer. Während Lilith Ada zu mehr Selbstbewusstsein und Eigenwillen ermutigt, rät Lucifer Samyaza zu Gewalt und Strenge. Gabriel, der die Intrige mit ansieht, erfreut sich daran. Im Gespräch mit dem Teufel lobt er diesen für seine poetische List. Der Plan scheint aufzugehen. Aufgestachelt treffen der Gottessohn und die Adamstochter auf einander. Es folgt ein schwerer Streit, den jedoch beide sogleich bereuen. Sie finden sich wieder. Doch in diesem Moment werden die Liebenden von Mikael und Rafael überrascht. Diese wurden von Gabriel auf Samyazas Verfehlung hingewiesen und sie fordern Samyaza auf die Erde zu verlassen, um im Himmel auf seine Strafe zu warten. Der jedoch verzichtet lieber auf seine Glorie, die ihn zu einem Engel macht, und verbleibt als Gefallener auf der Erde.

Akt III
Ob seiner verschmähten Liebe sinnt Gabriel auf Rache. Die Sintflut soll alles wegwaschen. Zur Hilfe holt er sich Noach. Dieser soll die Linie der Menschen weiterführen. Doch auch dem Gehörnten werden seine Wünsche nicht erfüllt. Soll doch die dazu gehörende Frau zu seinem Leidwesen die wirre Haikal sein. Während Gabriel auch Asasel droht, ihr zum Gefallenen zu machen, unternimmt Noach einen letzten Versuch Ada für sich zu gewinnen. Doch die zeigt sich recht unbeeindruckt von Noachs Übermut. Lieber spinnt sie mit Samyaza einen Plan. So sollen sich die Töchter des Kain und die Wächterengel ein freies Reich ohne Gottes Gesetze am Ardis, dem Gipfel des Armon, erbauen. Während Samyaza und Ada versuchen die Ihren zu überzeugen, trifft Noach auf Haikal. Die verspricht ihm eine düstere Zukunft als Vater der neuen Menschen. Denn sie hört den Allvater selbst sprechen und weiß um die Wahrheit. Indes errichten die Wächterengel und Kainstöchter ihr freies Reich.

Akt IV
Die Freude über das neue Reich währt nicht lang. Nackt auf seinem Thron aus Stein erwacht Samyaza über seinem sündigen Reich. Angewidert von der eigenen Lasterhaftigkeit und in Erwartung auf Gottes Rache grämt er sich. Zuspruch bekommt er überraschend von Lucifer. Dieser versucht den gefallenen Wächterengel im eigenen Interesse zu ermutigen und stellt ihm sogar seine Hilfe in Aussicht. Unterdessen überschüttet Haikal Noach mit weiteren Weissagungen, die dem sogar nicht zusagen. Denn, dass die Sintflut nicht Gottes, sondern allein Gabriels Plan ist, war dem Adamssohn nicht klar. Auch Ada erkennt die Wahrheit in Gabriels Plänen, die scheinbar nicht Gottesplänen entsprechen. Als Samyaza Asasel von der unerwarteten Unterstützung durch Lucifer berichtet, wendet dieser sich von Samyaza ab. War es doch nie sein Wunsch auf der Seite des Anklägers zu stehen. Wütend über Asasel Treuebruch, zürnt er mit den Töchtern Kains. Die ihrerseits glauben den Wutausbruch als Spiel, was den Gefallenen noch mehr erbost. Seine Wut lässt er an Ada aus, die er im Streit sogar bewusstlos schlägt. Indes verteilt Gabriel Aufgaben an Mikael und Rafael, die zu Werkzeugen seiner Intrige werden. Die allerdings glauben daran, dass Gabriel seine Befehle vom Allvater selbst bekommt und sie nur Gottes Willen erfüllen.

Akt V
Am nächsten Morgen, nachdem Ada sich ihrem Liebeskummer hingab, kehrt Samyaza reumütig wieder. Ada vergibt dem Engel und zusammen wollen Sie die ihren wieder zusammenführen. Doch Asasel trifft zuvor auf Rafael, der den Wächterengel auf Geheiß Gabriels niederschlägt und ihn gekettet in eine Grube einschließt, auf das er seine Unsterblichkeit in Ketten verlebt. Derweil versuchen Adas Schwestern einen Platz auf Noachs Boot zu bekommen. Doch die Arche, die Gabriel ihm besorgte, ist in Wahrheit gerade einmal groß genug für Noach und Haikal. Die wirre Haikal erfreut sich am Regen. Sieht sie doch darin Gottes tränen, der voll Mitgefühl um seiner Kinder weint. Als Ada und Samyaza sich wiederfinden, ist die Sintflut schon im Gange. Sie flüchten sich auf den Gipfel des Armon, um den Fluten zu entgehen. Doch dort erwartet sie Mikael und Gabriel. Der setzt seine Rache in die Tat. So malträtiert Mikael Samyaza und zwingt ihn anzusehen, wie Gabriel auf Ada losgeht. Der Erzengel wünscht sich, dass sie der Liebe zum Engel abschwört, damit der auf ewig sieht, wie kurzweilig die Gefühle der Menschen sind. Doch der Tochter Kains steht dies nicht im Sinn. Sie stürzt sich lieber – um ihren Liebsten zu retten – in den Tod. Als der Regen wieder versiegt, scheint Gabriels Plan auf gegangen zu sein. Alle wurden weggewaschen oder mit ewiger Einsamkeit gestrafft. Der neue Vater aller Menschen Noach wäre ewig an ihn gebunden und somit der Erzengel selbst eine Art neuer Gott. Doch gerade als er sich am Gipfel seines Triumphes wähnt, holt ihn Lucifer auf den Boden der Tatsachen zurück. Schuf Gott Gabriel doch nur als Werkzeug für seine eigenen Pläne, eben wie er Lucifer schuf, um den Menschen ein moralisches Gegengewicht zu schenken. So zeigt sich am Ende einzig Lucifer als der, der Gottes großen Plan von Anfang an verstand.

Szenenaufbau: Das Theaterstück spielt durchgehend auf oder vor dem Berg Armon bzw. dessen Spitze dem Ardis. Somit braucht es einen Bühnenaufbau, der einen Berg verkörpern kann. Lichtstimmungen werden nach Tageszeit gesetzt.

Pressestimmen

„Samyaza zeichnet sich vor allem durch seinen Tiefgang aus, ohne dabei Witz und Komik vermissen zu lassen, ebenso aber auch durch die ausgewählte, an das Althochdeutsch erinnernde Sprache.“
Mittelbayerische Zeitung vom 12.02.2010

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