Theater / Drama

Nächtliche Poesie

Eine Geburtstagsfeier im Milieu

Autor: Kurt Franz
Instrumentierung: Playback
Besetzung: Damen 4 / Herren 5
Dauer: abendfüllend

Cantus Empfehlung: Eine Reise durch philosophische, psychologische und spirituelle Themen. Ein Stück, das den Zuschauer bis zum Schlusssatz gefangen hält.

Im Untertitel nennt der Autor sein dreiaktiges Stück „Eine Geburtstagsfeier im Milieu“. Und dieses Milieu ist ein Ort, an dem man sich Poesie zunächst nicht unbedingt und quasi genuin vorstellen kann: ein Animierlokal. Und doch, die Hure Mijou sagt es einmal: Aber saufen tun sie alle, die Dichter … Folglich ist der Ort in Wahrheit genauso gut (oder genauso schlecht) für Poesie geeignet wie jeder andere auch.
Der Poet zelebriert in entsprechend skurriler Runde seinen 60. Geburtstag. Zwar bringt ein Terrorist die grotesk-schrille Szene kurzfristig in Schräglage, doch er und auch der später hereinstürmende Zuhälter können die Poesie nicht wirklich von hier vertreiben.

Besetzungsliste

  • der Stammkunde Arnold
  • die Animierdame Mijou
  • die Bardame Steffanie
  • der junge Terrorist
  • der sechzigjährige Poet
  • der Zuhälter und Geschäftsmann Charly
  • die 1. Polizistin
  • die 2. Polizistin
  • der Kriminalpolizist

Ausführliche Synopsis

Schöne Aussichten in der Bar der Hoffnungslosigkeit

Ort der Handlung ist eine Animierbar. Stammgast Arnold unterhält das Animiermädchen Mijou und die Bardame mit zotigen Reimsprüchen aus dem Internet. Ein Durchschnittsbürger mit ebensolchem Kulturverständnis und als freizügiger Cocktail-Spender gern gesehener Gast. Auf einem Stuhl schläft der eben 60 Jahre alt gewordene Poet im Schnapsdelirium, bis er erwacht und sich in Szene setzt. Ein abgehalfterter Bohemien, der als Liebhaber der Künste die Bewunderung seiner naiven Zuhörerschaft am Ort profaner Triebhaftigkeit auf sich lenkt.

Köstlich klingen hier Assoziationen zu Grazer Lokaldichtern durch. Zwischen Raum und Realität pendeln seine Gedanken über göttliche Musik und traumwandlerische Himmel-Höllen-Fahrten durch den Kosmos. Schwülstig sein sprachlicher Habitus, lehrhaft die philosophischen Geistesblitze. Zwischendurch taucht die komische Figur eines stotternden jungen Terroristen auf, der den Zorro im Rotlichtmilieu abgeben möchte und als Auftakt für einen Schwenk ins Krimigenre dient. Denn als Zuhälter Charly in die Bar stürmt, verfolgt von einem pflichtbewussten, einfältigen Polizistentrio, wird klar, dass ein Mord passiert ist.

Die zentrale Rolle nimmt der Poet ein. Ein Anti-Held mit messianischen Zügen. Einer, der an der Welt zugrunde gegangen ist und nach dem höheren Sinn dahinter sucht. Für die Bardame steigt er zum geliebten Erlöser auf, der den tristen Lebensraum des Animierlokals mit mythischen Qualitäten erhellt. … (Elisabeth Willgruber-Spitz)

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